In Beaune bin ich im vergangenen Spätsommer eigentlich eher zufällig gelandet. Da ich als Rückenschmerzgeplagte ungern länger als 4-5 Stunden im Auto sitze, war klar, dass auf dem Rückweg von Südfrankreich noch irgendwo ein Zwischenstopp eingelegt werden musste.
Nach ein wenig Recherche fiel meine Wahl letztendlich auf das Städtchen Beaune, von dem ich ehrlich gesagt vorher noch nie gehört hatte. Dabei hat die so genannte Weinhauptstadt des Burgund einiges zu bieten. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Hospice de Beaune (auch Hôtel-Dieu), ein Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert und eines der berühmtesten Geschichtsdenkmäler Frankreichs. Als wir gegen Abend endlich in unserem Hotel am Stadtrand von Beaune ankamen, war es allerdings schon zu spät, das Hospice zu besichtigen (es schließt um 17.30 Uhr).
Also entschieden wir uns wohl oder übel, dies auf den nächsten Morgen zu verschieben und machten uns stattdessen auf den Weg zu einem entspannten Erkundungsspaziergang durch die mittelalterlichen Gassen. Schnell wird einem dabei klar, dass der Wein in Beaune eine ganz wichtige Rolle spielt. An jeder Ecke gibt es gemütliche Restaurants und Weinbars und überall duftet es verführerisch nach burgundischen Spezialitäten wie Bœuf bourguignon und Coq au Vin. Da uns nach einem Tag auf der Autobahn gehörig der Magen knurrte, beschlossen wir, den Rest unserer Stadttour auf nach dem Essen zu verlegen und gönnten uns erstmal ein leckeres Menü und dazu natürlich eine gute Flasche burgundischen Rotwein.
Als wir uns endlich durch die vier Gänge gefuttert hatten, war es bereits dunkel geworden. Dadurch kamen wir unerwartet in den Genuss der Chemins de Lumières, einer Reihe von Lichtinstallationen an zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die bunten Animationen sollen die Geschichte der Stadt und der jeweiligen Gebäude darstellen und machen einen nächtlichen Spaziergang durch Beaune zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Beim Check-out am nächsten Morgen bot man uns an, unser Auto bis 14 Uhr in der Hotelgarage stehen zu lassen. Das nahmen wir natürlich gerne an, da uns so ausreichend Zeit blieb für unseren Besuch im Hôtel-Dieu. Meine Begleitung freute sich besonders darauf, da er das Hospice bereits aus dem Film „La Grande Vadrouille“ (deutscher Titel „Die große Sause“) mit Louis de Funès kannte, für den es in den 60er Jahren als Kulisse diente. Ich habe den Film nie gesehen, war aber trotzdem begeistert von diesem wunderschönen Gebäude, das im Mittelalter eines der modernsten Krankenhäuser der Welt war.
Gegründet wurde es 1443 von Nicolas Rolin, dem Kanzler des damaligen burgundischen Herzogs, um die Not der Bevölkerung nach dem Hundertjährigen Krieg zu lindern. Finanziert durch Spenden der reichen Bürger konnten sich die Armen hier kostenlos behandeln lassen. 1971 erst wurde das Krankenhaus endgültig geschlossen und in ein Museum umgewandelt. Auf dem Rundgang durch den Gebäudekomplex kann man unter anderem den großen Krankensaal für die Armen (Salle de Pauvres), die Küche und die Apotheke mit ihren alten Zinngefäßen, Flaschen und Flakons besichtigen und erhält dabei wirklich sehr interessante Eindrücke in den Krankenhausbetrieb des Mittelalters.
Fazit: Beaune ist eine Reise wert und definitiv mehr als nur ein Zwischenstopp. Beim nächsten Besuch nehme ich mir vielleicht gleich ein paar Tage Zeit, um die Weinregion Burgund ein bisschen besser kennenzulernen.